Blog
Tag 16 - Finale
Nach einer letzten Nacht im Auto (wie werden wir es vermissen) ging es gegen 08:00 Uhr los in den letzten Tag der Rally. Auf dem Plan stand die Fahrt zum Ziel in Hamburg, bei dem wir zwischen 16:00-17:00 Uhr ankommen mussten, ein Foto verkleidet als Matroschka und noch ein finaler Tausch in Polen.
Die letzte große Stadt in Polen war Stettin und so begaben wir uns auf die 1-stündige Fahrt dorthin. Angekommen suchten wir zunächst nach Gebrauchtwagenhändlern. Denn, was wäre für eine Autorally passender als ein Tausch von einer blauen Büroklammer zu einem Auto. Schließlich haben wir ja noch den Fernseher und einen Pizzaschneider, einen halbwegs fahrbaren Unfallwagen könnte es dafür ja geben.
Leider blieb unsere Suche erfolglos und so schwenkten wir aufgrund der limitierten Zeit um und suchten nun nach einem Bobbycar. In einem Second-Hand-Laden wurden wir fündig. Die Mitarbeiterin, mit der wir sprachen, war tatsächlich an einem Tausch interessiert. Die Chefin leider weniger und so mussten wir Polen leider ohne einen finalen Tausch verlassen.
Gegen kurz nach 12 Uhr machten wir uns dann auf Richtung Hamburg. Auf der, zumindest geplanten, 4-stündigen Fahrt durften wir, genau wie am 1. Tag, heute die Autobahn benutzen. Noch ein letzter Tankstopp in Polen und dann ging es auf die Bahn. Das wir den meisten Teil der Rally nur 80 km/h fahren konnten stellte sich als sehr geldsparend heraus. Auf unserer 400 Kilometer langen fahrt hatten wir einen Durchschnittsverbrauch von 11,5l/100km, das wäre, vor allem in Skandinavien, richtig teuer geworden.
Bei unserem Fahrerwechsel schossen wir dann noch das letzte Foto, verkleidet als Matroschkas. Bereits während der Fahrt schminkte und verkleidete sich Dave komplett, Ulle wurde auch schon etwas während der Fahrt geschminkt und dann ging es auf dem Rastplatz sehr schnell an die Finalisierung der Schminke und des Outfits. Schnell das Foto gemacht und weiter ging es. Mittlerweile war es 14:30 Uhr und wir hatten noch 2 Stunden fahrt vor uns.
Die Fahrt verlief bis kurz vor Hamburg problemlos, doch dann kamen wir in den Feierabendverkehr. Egal wo man lang fuhr, überall staute es sich, sodass sich unsere Ankunftszeit immer weiter nach hinten verschob. Trotzdem haben wir es noch rechtzeitig geschafft und kamen gegen 16:53 Uhr am Ziel in Hamburg an. An der Ziellinie wurden dann Fotos geschossen, anschließend wurde uns ein Parkplatz zugeteilt und wir gaben unser Roadbook ab und nahmen die Teilnehmerurkunde entgegen. Dann gab es ein wohlverdientes Bier, viele Gespräche mit allen möglichen Teams und das Warten auf die Siegerehrung begann. Über die erreichten Punkte wollte kein Team so richtig sprechen. Nur ein Team zeigte uns seine finale Punktzahl, diese lag, zu unserer Überraschung, 20 Punkte höher als unsere. Eine Top 3 Platzierung schien somit mehr als schwierig.
Um 19:00 Uhr ging es dann los, alle Teams versammelten sich und die Veranstalter fingen mit der Siegerehrung an. Hierbei wurden einige spannende Rallygeschichten von den Teams erzählt, es wurden die Teams mit den Bonuspunkten für bester Pimp, bestes Tauschobjekt und bester Wildcamping-Spot vergeben und auch noch die Leute mit den meisten gefahrenen Kilometern nach vorne geholt. Für letzteres gab es zwar keine Punkte aber immerhin 2 Bier. Außerdem erzählte Hardy, der Retter in der Not wenn ein Team technische Probleme hat, seine besten Storys von der Rally und insbesondere von den ausgeführten Reparaturen.
Dann ging es an die Verkündung der Top 3. Da wir kein Bonuspunkte bekommen haben, standen unsere Chancen schlecht und wir rechneten nicht mit einer Platzierung unter den ersten 3. Der 3. Platz ging an 2 Frauen, welche laut Ansage nur 7,5 Punkte hinter Platz 2 liegen. Nun waren also alle Chancen auf eine Top 3 Platzierung dahin, schließlich wussten wir, dass wir 20 Punkte hinter einem anderen Team sind.
Doch dann die Überraschung, der 2. Platz, mit 4 Punkten weniger als Platz 1, geht an Königreich Balkonien. Wir konnten es nicht fassen! Völlig euphorisiert ging es auf das Podest, wir waren überglücklich. Dann mussten wir noch eine kurze Rede halten, diese war trotz fehlender Vorbereitung halbwegs okay. Als Pokal gab es einen 20 Liter Benzinkanister, in Silber, mit dem Baltic Sea Circle Logo vorne drauf. Platz 1 ging an die Jungs, welche in Lettland den schweren Unfall hatten, welche sie glücklicherweise unverletzt überstanden hatten. Bei der Bewertung der Roadbooks wurde vielen Teams noch Punkte abgezogen, weil sie gewissen Aufgaben nicht richtig erfüllt hatten, uns allerdings nicht und so konnten wir uns überraschend den 2. Platz sichern.
Nun wurden noch Fotos gemacht, zahlreiche Teams gratulierten uns und wir schauten gegenseitig unsere Roadbooks an. Den Abend ließen wir dann in einem angrenzenden Restaurant ausklingen und warteten noch auf die Helmuts. Denen ist am Sonntag mitten in Polen die Lichtmaschine kaputt gegangen, sodass sie es nicht rechtzeitig ins Ziel schafften. Durch Glück konnten sie aber immerhin noch die Fahrt nach Hamburg antreten und kamen dann gegen kurz vor 23:00 Uhr an.
Dann übernahmen die Müdigkeit und das Verlangen nach einer Dusche und einem Bett und so ging es dann gegen kurz vor Mitternacht Richtung Hotel. So eine Nacht im Bett stellt sich dann tatsächlich als etwas besser als eine Nacht im Auto heraus, überraschend, probiert es aus!
Damit war es das also, der Baltic Sea Circle 2022 war geschafft. Es war eine unglaubliche Erfahrung mit vielen Höhen und Tiefen, vielen tollen Menschen, die wir kennengelernt haben, wenig Duschen und vielen Nächten im Auto, mit wahnsinnig tollen Orten, die wir sehen konnten und insgesamt 8491 Kilometern zurückgelegter Strecke, 710,44 Litern verbrauchtem Sprit und 558 gesammelten Punkten. Es war anstrengend, aber es hat richtig Bock gemacht und sich gelohnt, das war definitiv nicht die letzte Rally!