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Tag 9 - Festgefahren
Der 9. Tag startete relativ früh, da zum einen auf dem Campingplatz reges Treiben herrschte, zum anderen war es extrem warm. Also ging es bereits um 09:00 Uhr los Richtung Ostsee. Auf unserem Weg wollten wir dann mal die üblichen Landstraßen verlassen, diese sind mittlerweile nämlich auch nicht mehr spannend zu fahren und führen eigentlich nur geradeaus, und etwas Offroad fahren.
Die Jungs vom 4×4 Helmut Team sind vorgefahren und entdeckten einen Weg, welchen wir befahren können, zumindest in der Theorie. Die Beiden fahren einen VW Bus mit Allrad-Antrieb und konnten somit den Weg erstmal problemlos befahren. Mit unserem BMW lief es dann aber, trotz Schlechtwege-Paket, grobstolligen Reifen und Unterfahrschutz relativ schnell nicht mehr so gut. Nach ca. 10 Metern fuhren wir uns fest. Beim Aussteigen merkten wir dann auch, auf was für einem Boden wir unterwegs waren. Dieser war stellenweise sehr fest, an anderen Stellen aber extrem lehmig und schlammig und gab sofort nach. Nun standen wir da also, der VW Bus vor uns, wir festgefahren und keine Möglichkeit für den Bus an uns vorbeizukommen, um uns rauszuziehen. Also versuchten wir zunächst mit Stöckern unterm Reifen und Anschieben den BMW zu befreien. Das blieb allerdings erfolglos. Es wurde relativ schnell klar, dass unsere einzige Möglichkeit da wieder rauszukommen darin besteht, dass wir vom VW Bus rausgezogen werden. Dazu muss dieser allerdings wenden können und unser Auto musste weiter an den Rand, da der Weg an der Stelle, wo wir standen nicht breit genug war. Also war ein neuer Plan geschaffen. Der Bus zieht uns weiter in den Wald rein, dort gab es dann eine Fläche, auf der wir beide Autos wenden können und dann werden wir rausgezogen. Damit sich der VW Bus, welcher neben Allrad-Antrieb auch All-Terrain Reifen draufhat, nicht auch noch festfährt haben wir die gesamte Fahrspur mit Ästen und Tannenzweigen ausgelegt. Damit klappte das Ziehen des BMW sehr gut und so standen beide Autos gute 25 Meter im Wald auf einem schlammigen Untergrund.
Nun ging es an die nächste Aufgabe, den VW Bus wenden. Auch hierzu legten wir wieder allerhand Äste und Tannenzweige aus. An dieser Stelle ist übrigens zu erwähnen, dass es in Finnland unfassbar viele Mücken gibt. Folglich wimmelte es an dieser Stelle nur so vor Insekten. Hornissen, Fliegen, unzählige Mücken und alles was sonst noch so fliegen kann tummelte sich um uns herum. Nach 1 Minute mit offenem Fenster war unser Auto ein Terrarium für Insekten, wir mussten alle 10 Minuten Autan auftragen und haben trotzdem unzählige Stiche abbekommen. Es half jedoch alles nichts, der Bus und der BMW mussten da wieder raus und dafür brauchten wir allerhand Äste, Zweige und alles was etwas festeren Untergrund und Traktion liefert.
Das Wendemanöver beim Bus klappte zunächst sehr gut. Kurz bevor er komplett gedreht war, stellten wir fest, dass das vordere rechte Rad sehr stark eingesunken war. Trotz Allrad tat sich dann also erst einmal nichts mehr. Mit viel Ästen, Zweigen und ordentlich Aufschaukeln kam der Bus dann aber doch aus dem Loch raus und schaffte es schlussendlich wieder auf die normale Straße zu fahren. Das wurde auch allerhöchste Zeit, beim Wendemanöver hat die Kupplung vom Bus ziemlich gelitten und mit kaputter Kupplung wäre das mit dem BMW ziehen dann sowieso nichts mehr geworden.
Nun war also der Bus draußen und es wurde Zeit den BMW zu befreien. Aufgrund der Äste, die wir auf der Fahrspur ausgelegt haben und dem sehr welligen und losen Untergrund konnten wir den BMW nicht Rückwärts rausziehen. Gekonnt hätten wir das schon, dann wären wir aber vermutlich ohne Abgasanlage aus dem Wald gekommen und das wollten wir dann doch vermeiden. Also musste auch der E30 gedreht werden. Anders als beim VW Bus verlief dieser Versuch überhaupt nicht gut. Nicht mal 45 Grad Drehung haben wir geschafft, dann war der BMW erneut fest. Trotz zahlreicher Versuche das Auto anzuschieben oder aufzuschaukeln, kamen wir nicht mehr raus sondern gruben uns wenn überhaupt nur noch tiefer ein. Zu allem Überfluss fing es dann auch noch an zu regnen, das machte die Bodenbeschaffenheit nicht gerade besser.
Da wir mittlerweile gut 2,5 Stunden mit dieser Aktion verbracht haben und gefühlt jede Mücke Finnlands uns einen Stich verpasst hatte wurde uns klar: ohne externe Hilfe kommen wir hier nicht raus. Externe Hilfe ist ein gutes Stichwort: die vorbeifahrenden Leute haben uns zwar mitten im Nirgendwo in einem Wald stehen sehen, gejuckt hat das allerdings niemanden. In nunmehr strömendem Regen griffen wir also zum Handy und kontaktierten die anderen Teams mit der Hoffnung, dass uns jemand helfen kann. Ein Team bot sofort an vorbei zu kommen und ein langes Abschleppseil mitzubringen. Das war schonmal eine super Hilfe, mit unserem 5 Meter Seil kommen wir nämlich nicht so weit, allerdings fährt dieses Team einen Mercedes ML, der zwar etwas Offroad kann, für diesen Untergrund aber wahrscheinlich auch nicht geeignet ist. Wir brauchten also noch ein Team mit einem richtigen Offroad-Auto. Nach einigen Minuten kam dann die Meldung: ein Team mit einem Land Rover Defender machte sich auf den Weg zu uns. Nach etwas weniger als einer Stunde Wartezeit traf dann der Defender ein.
Dann ging alles sehr schnell. Die Jungs vom Defender hatten richtig Bock uns da rauszuholen, „endlich haben wir mal was zu tun“, sagte einer der beiden und dann ging es auch schon los. Rückwärtsgang rein und den Waldweg runter. Was für uns ein Weg war, in der wir uns nach wenigen Metern festfuhren, war für den Defender überhaupt kein Problem. Im Übrigen war der Boden durch den Regen nun nochmal weicher, aber der Defender führ drüber als sei es eine ganz normale Straße. Auf das lange Abschleppseil warteten wir dann auch nicht mehr, der BMW wurde angehangen, der Defender knallte den 1. Gang und die Sperre rein und dann ging es los. Völlig mühelos zog er uns nach oben, hierfür nutze er nicht mal die Fahrspur aus Ästen und Zweigen sondern fuhr direkt über den losen Untergrund. An der Straße angekommen riss uns dann das Abschleppseil, war aber egal, wir waren schließlich wieder auf fahrbarem Untergrund.
Wir machten das Seil vom Defender ab, die Jungs verabschiedeten sich und dann waren sie auch schon wieder weg und wir befreit, an dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön!
Zu unserem Glück war der BMW auch unbeschädigt, insbesondere der Auspuff war noch dran. Einzig der Unterfahrschutz ist etwas krumm, aber gut, dafür ist der ja schließlich da. Nach fast 4 Stunden und 1000 Mückenstichen konnte es dann also weitergehen Richtung Ostsee. Unser Vorhaben Offroad fahren legten wir auch erstmal auf Eis. Die Fahrt verlief dann relativ problemlos. Unterwegs suchten wir noch eine Duschmöglichkeit. Diese fanden wir dann auf einem Campingplatz kurz vor Kemi, einer Hafenstadt an der Ostsee. Dort gingen wir also duschen und die Jungs mit dem VW Bus entschieden sich dann auch dort zu bleiben. Wir hatten noch Motivation weiterzufahren und so trennten sich unsere Wege erstmal. Unsere Route führte uns dann nach Kemi, von da aus weiter Richtung Oulu, inklusive kurzem Stopp beim Supermarkt und der Tankstelle. Unser Nachtlager schlugen wir dann an der Ostsee, bei einem kleinen Ort namens Viirre auf. Die Location war ganz schön, allerdings gab es auch hier wieder entschieden zu viele Mücken. Neben reichlich Autan legten wir noch ein Stück Holz auf den Grill und setzten uns dann in den Rauch, das vertrieb die Mücken ganz gut, dafür rochen wir nach einer schönen Mischung aus Autan und Rauch, aber immerhin wurden es nur 100 statt 1000 neuen Mückenstichen.
Die Nacht verbrachten wir dann im Zelt, dass letzte Mal im Zelt schlafen war immerhin auch fast eine Woche her.